Wenn eine Demenz beginnt, denken viele zuerst an das Gedächtnis. Doch viele Alltagsrisiken wie Haushaltsunfälle und Stürze entstehen vor allem, weil Aufmerksamkeit, Planung und spontane Koordination schon früh nachlassen. Während solche kognitiven Funktionen abnehmen, bleibt das prozedurale Gedächtnis für Bewegungsabläufe und motorische Routinen oft noch lange relativ stabil.
Genau hier setzen erfolgversprechende Präventionsmaßnahmen für die Wohnsicherheit an: Indem variable, stark gedanklich gesteuerte Handlungen in klare motorische Routinen überführt werden, können sie sicherer und weniger fehleranfällig umgesetzt werden.
Dieser Artikel zeigt, welche Alltagsrisiken besonders relevant sind und wie motorische Routinen helfen, Alltagsfähigkeit zu erhalten.
Eine Demenzdiagnose trifft viele Familien unvorbereitet. Plötzlich stehen Fragen im Raum, die tief in den Alltag reichen: Wie lange kann die betroffene Person noch sicher zu Hause leben? Welche Risiken kommen auf uns zu?
Studien geben darauf klare Hinweise: Menschen mit einer demenziellen Erkrankung stürzen etwa zwei- bis dreimal häufiger als Gleichaltrige ohne Demenz. Diese Stürze gehören zu den häufigsten Gründen für einen frühen Verlust an Selbstständigkeit und treten oft bereits in einem Stadium auf, in dem die kognitiven Einschränkungen die Häufigkeit der Stürze allein noch nicht erklären würden.
Weiterhin ist bekannt, dass Schwierigkeiten bei alltäglichen Handlungen wie zum Beispiel Ankleiden, Orientierung in der Wohnung oder der Medikamenteneinnahme entscheidend dafür sind, ab wann Betroffene auf stationäre Pflege angewiesen sind.
Genau hier eröffnet sich eine wichtige Perspektive: Viele dieser Risiken hängen weniger mit dem Gedächtnis selbst zusammen, sondern mit Bewegungsabläufen und Routinen. Und diese Fähigkeiten lassen sich trotz Diagnose gezielt stärken und trainieren.
Nach einer Demenzdiagnose verändern sich viele Abläufe, weil Aufmerksamkeit, Planung und die Koordination einzelner Schritte weniger zuverlässig greifen. Sicherheit sollte deshalb direkt im Bewegungsmuster angelegt sein. Früh eingeübte, stabile Routinen ersetzen unsichere Sequenzen und können vom Körper weitgehend automatisch ausgeführt werden.
Hier zeigt sich die besondere Stärke des prozeduralen Gedächtnisses, das bei den meisten Menschen mit Demenz noch lange erhalten bleibt. Wiederholte sichere Bewegungsfolgen können fehleranfällige Abläufe stabilisieren. Dies gilt für grundlegende Bewegungen wie Aufstehen oder Gehen ebenso wie für den Einsatz von Hilfsmitteln, etwa den Handlauf der Treppe nutzen.
Wirksam wird Prävention vor allem dann, wenn sie strukturiert beginnt. Am Anfang steht eine genaue Analyse des aktuellen Funktionsniveaus: Wie sicher gelingen grundlegende Bewegungen, wo entstehen Unsicherheiten? Auf dieser Grundlage lassen sich gezielt die Abläufe auswählen, die von einer Einbettung in feste Routinen am meisten profitieren und mehr Sicherheit bieten.
Nachfolgend ein paar Beispiele:
Ein stabiler Aufstehablauf. Eine feste Reihenfolge aus Aufrichten, Abstützen und einem kontrollierten ersten Schritt reduziert das Sturzrisiko in einem der sensibelsten Momente des Tages.
Die konsequente Nutzung des Handlaufs oder einer Greifstange. Die einfache Gewohnheit, beim Treppensteigen oder beim Drehen in engen Räumen jederzeit eine Hand am Geländer zu haben, schafft sofort mehr Stabilität und wirkt wie ein automatisierter Schutzmechanismus.
Eine klar strukturierte Medikamentenroutine. Ein visuelles Signal wie ein Lichtimpuls kann den Beginn markieren, gefolgt von einer immer gleichen Abfolge wie zum Dispenser greifen, Tablette entnehmen und Wasser bereitstellen. Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit erheblich.
Gerne unterstützen wir dabei, die für den Alltag entscheidenden Routinen zu erkennen und wirksam einzuüben. In unseren Hausbesuchen erfassen wir zunächst systematisch, wo Einschränkungen und Unsicherheiten entstehen. Darauf aufbauend entwickeln wir ein gezieltes Training, das Bewegungen stabilisiert und Alltagssituationen sicherer macht.
Praktische Tipps zu Wohnsicherheit, Alltagshilfen und Prävention, für mehr Sicherheit und Selbstständigkeit zu Hause.